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< Dr. Thomas de Maizière beim Bundesjugendlager 2010
19.09.2010 17:40 Alter: 14 yrs

Folgen einer Aussetzung der Wehrpflicht auf das THW

Stellungnahme der THW-Bundesvereinigung zu den Folgen einer Aussetzung der Wehrpflicht auf das THW


Das deutsche Bevölkerungsschutzsystem basiert, im Gegensatz zu dem in anderen europäischen Ländern, ganzmaßgeblich auf dem Prinzip der ehrenamtlichen Einsatzkräfte. Insbesondere im THW sind die Bürgerinnen und Bürger, die sich in ihrer Freizeit für Menschen in der Not einsetzen, der beste Beweis für 60 Jahre aktiv gelebtes bürgerschaftliches Engagement. Sollte die Wehrpflicht ausgesetzt werden, gäbe es auch für die im Zivil- und Katastrophenschutz tätigen Organisationen erheblichen Handlungs- und Finanzbedarf. Das THW hat vor vielen Jahren bereits die Zeichen der Zeit erkannt und setzt auf die freiwillige Verpflichtung zum Dienst im Bevölkerungsschutz. Derzeit gibt es bundesweit rund 13.000 THW-Helfer, die sich in der „Mindestverpflichtungszeit“ (entsprechend der Freistellungsdauer) befinden. Dabei sind regionale Unterschiede beim Anteil der verpflichteten Helfer im Vergleich zu freiwilligen Helferinnen und Helfer zu beobachten.

„Erfolgsmodell THW“ nicht gefährdet

Die Verpflichtung beim THW statt bei der Bundeswehr ist bisher eine Möglichkeit der Helfergewinnung – viele junge Männer werden erst durch die Beschäftigung mit dem Thema Wehrpflicht und deren Alternativen auf das THW aufmerksam. Rund zwei Drittel der Helfer, die sich beim THW zum Dienst verpflichten, bleiben der Organisation auch über ihre Mindestverpflichtungszeit hinaus erhalten. Dennoch ist die dies nur eine Säule von vielen im Rahmen der Helfergewinnung für das THW – andere gezielte Aktivitäten wie beispielsweise die engagierte Nachwuchsarbeit der THW-Jugend, forcierte Öffentlichkeitsarbeit und das umfangreiche Qualifizierungs- und Ausbildungsangebot mit Nutzen für den Beruf tragen seit vielen Jahren Früchte. Daher steigt in den vergangenen Jahren die Anzahl der Freiwilligen im THW stetig und das „Erfolgsmodell THW“ wäre bei einer Aussetzung der Wehrpflicht nicht nachhaltig gefährdet, es müsste aber mehr in die Helferwerbung investiert werden.

Handlungsfeld: Stärkung der Freiwilligkeit

Es besteht erheblicher Handlungsbedarf, um dem THW bei Aussetzung der Wehrpflicht weiterhin den engagierten und qualifizierten Nachwuchs zu garantieren, der für die umfangreichen Aufgaben im In-und Ausland gebraucht wird.

Ausweitung und Verbesserung der Rahmenbedingungen für ehrenamtliches Engagement

Hierfür sind umfangreiche Maßnahmen notwendig, um die Attraktivität des THW weiter zu verbessern. Für diese Zielsetzung müssen alle Bereiche der Bundesanstalt zuarbeiten. Zu den notwendigen Schwerpunkten gehören unter anderem:
  • Bürokratieabbau
  • Verbesserung der Ausstattungs- und Unterkunftsituation in den Ortsverbänden – diese ist Motivation und Handwerkszeug der Ehrenamtlichen
  • Weiterentwicklung des Ausbildungsangebotes
  • konstanter Personalbestand im THW-Hauptamt, um eine adäquate Begleitung und Entlastung des Ehrenamtes von aufgabenfremden Arbeiten sicherzustellen
  • Maßnahmen zur Stärkung der Kameradschaft

Weiterentwicklung des Aus- und Fortbildungsangebotes

  • Das Aus- und Fortbildungsangebot muss weiterentwickelt und intensiviert werden
  • Am Ausbildungstitel darf es keine Streichungen zugunsten von anderen Titeln (Verwendungen) geben
  • Der Doppelnutzen für die Helferinnen und Helfer muss mehr werden – die Anerkennung von THW-Ausbildungen im Beruf, wie auch die Anerkennung beruflicher Expertisen im THW

Verbesserung der Vereinbarkeit zwischen Familie, Beruf und Ehrenamt

Der Lebenssituation der im THW engagierten Frauen und Männer muss Rechnung getragen werden. Die Vereinbarkeit zwischen Familie, Beruf und Ehrenamt ist zu verbessern, Spannungsfelder sind zu vermeiden:
  • flexibilisierte Dienst-/Ausbildungsmodelle, um den gestiegenen Anforderungen an flexible Arbeitszeiten im Hauptberuf Rechnung zu tragen
  • gezielter Ausbau der Angebote für „Familienmitgliedschaften“
  • intensiver Ausbau der generationenübergreifenden Zusammenarbeit
  • Verbesserung der Anerkennung von Arbeitgebern, die ihre Mitarbeiter für Einsätze und Ausbildungen freistellen
  • bessere Vernetzung mit Alt- und Reservehelfern, um einen Wiedereinstieg in den aktiven Dienst zu erleichtern
  • Möglichkeiten eröffnen, wie Alt- und Reservehelfer sich auch ohne Wechsel in den aktiven Dienst im und für das THW engagieren können

Ausweitung der Öffentlichkeitsarbeit mit dem Ziel der Helfergewinnung

Die gezielte Öffentlichkeitsarbeit ist, neben dem guten Ruf der Organisation, wichtigstes Mittel der Helfergewinnung. Das THW muss sein vielfältiges Angebot besser in das öffentliche Bewusstsein bringen. Der Beginn derartiger Maßnahmen bereits im Kindergarten hat sich bewährt. Das erfordert und bindet Ressourcen. Um das enorme Engagementpotenzial zu nutzen, bedarf es einer Verbesserung der Information und Beratung über die Möglichkeiten des freiwilligen Engagements im THW sowie einiger aktiven Einbindung aller im THW aktiven. Um die vielfältigen Aufgaben, die mit einer nachhaltigen Helfergewinnung im THW einhergehen, erfüllen zu können, müssen die hierfür notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Eine Stärkung des Bevölkerungsschutzes durch die Politik ist für die Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit der Gefahrenabwehr als Teil der staatlichen Daseinsfürsorge unerlässlich. Der notwendige Fokus auf das freiwillige Engagement im THW bedingt aktive Bemühungen zur Steigerung der Attraktivität dieses einmaligen Instrumentes des Bundes. Diese sind aber nur leistbar, wenn dem THW, insbesondere im Hinblick auf Haushalts- und Stellenentwicklung, ein adäquater Ansatz zugestanden wird, der wirksames Handeln ermöglicht. Die THW-Bundesvereinigung wird das THW hier nach Kräften unterstützen. Berlin, 17. September 2010 Stephan Mayer, MdB
Präsident THW-Bundesvereinigung