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Blaue Stunde an der blauen Donau

Erstellt von Johann Haas, Fotos: Johann Haas |

Die „Einsatz-Kraft“ der vielen Generationen im THW wurde am 6. August durch zwölf Frauen und Männer repräsentiert – Personen des Jahrgangs 2003 sowie Menschen, die sich teilweise schon seit 1956 im THW engagieren. Die Landesvereinigung Bayern e. V. hatte zur „Blauen Stunde an der blauen Donau“ in der Drei-Länder-Halle in Passau eingeladen. Die stellvertretende Landesvorsitzende Siglinde Schneider-Fuchs hob dabei hervor, wie generationsübergreifend das Einsatzpotential im THW ist. Das Leben im THW, das weiß Siglinde Schneider-Fuchs aus eigener Erfahrung, kann Jahrzehnte dauern. Es könne ganz früh oder etwas später beginnen – als Zehnjährige oder als 77-Jähriger.

„Einsatzkräfte sind wir alle!“ Nicht nur diejenigen, die am Einsatzort arbeiten, sondern ebenfalls diejenigen, die dafür sorgen, dass dort gearbeitet werden kann. Schneider-Fuchs nannte als Beispiel das Wirken in der Küche, am Schreibtisch oder in der Werkstatt. Jeder leistet seinen Beitrag dazu, dass das THW funktionieren kann.

„Brücken bauen“ war in dem generationenübergreifenden Thema ein wichtiges Symbol, das auch von der Jugend schon aufgegriffen worden ist und sich in der Bühnengestaltung ebenso zeigte, wie auf den Urkunden, die den Frauen und Männern der unterschiedlichsten Generationen überreicht worden sind.

Brücken bauen funktioniert nur gemeinsam

„Brücken bauen funktioniert nur gemeinsam“, erinnerte die stellvertretende Landesvorsitzende. Ob aus Stahl oder mit Holz und Leinen, ob über Gräben, Schluchten, Sümpfe oder Geröll gebaut werde – immer sei das Miteinander der Menschen gefragt. Aber auch die Menschen, die hinter den Einsatzkräften stehen, dürfen ihrer Ansicht nach nicht vergessen werden: die Angehörigen, die Partner und Partnerinnen sowie die Arbeitgeber. Sie alle verdienen viel Aufmerksamkeit – erinnerte die Festrednerin.

Bei all diesen Überlegungen zu den Einsatzkräften und ihrem Umfeld spielen die Generationen eine wichtige Rolle. Siglinde Schneider-Fuchs erinnerte daran, dass es das THW inzwischen über 70 Jahre gebe. Mittlerweile seien es nicht nur Eltern, die ihren Kindern den Weg in die THW-Gemeinschaft gezeigt haben. Es seien auch Kinder, die ihre Eltern zum THW gebracht haben, indem sie sie teilhaben lassen, an ihren tollen Erfahrungen in der THW-Jugend. Eingebunden in die THW-Familie sei seit langem auch die Großelterngeneration – Personen, denen es im Rentnerdasein etwa zu langweilig ist und die sich sinnvoll engagieren wollen.

Für jeden Zahn im Logo des THW eine Person

Bei der „Blauen Stunde an der blauen Donau“ stand diese generationsübergreifende Zusammenarbeit im THW im Zentrum. Deshalb wurden insgesamt zwölf Frauen und Männer – für jeden Zahn im Logo des THW eine Person – nach Passau eingeladen: einmal die Gruppe der jungen Einsatz-Generation, junge Frauen und Männer des Jahrgangs 2002. Sie konnten im vergangenen Jahre ihre ersten Erfahrungen bei THW-Einsätzen erfahren. Und dann die zweite Gruppe derer, die einerseits quasi für die THW-Wurzeln stehen, aber auch für langjährige Lebenserfahrung und für die Faszination, die das Mitmachen im THW bereits über Jahrzehnte bestimmt. 

Über jede dieser zwölf Personen wusste Siglinde Schneider-Fuchs einiges zu berichten – Einsatzschwerpunkt, Zukunftsplanungen, Erfahrungen.

Zu den Jüngeren gehörten:

Maya Plagens (OV Ochsenfurt), Leyla Theresia Grundner (OV Mühldorf), Erik Glaser (OV Hof), Johanna Otto (OV Rosenheim) und Patrick Einsiedler (OV Schwabmünchen).  In den Entwicklungen der Frauen und Männer zeigte sich eine große Bandbreite – die THW-Jugend, die Orientierungschance im Bundesfreiwilligendienst, der Einfluss von Freunden oder Familie.

Stellvertretend für alle Älteren im THW standen im Mittelpunkt:

Joachim und Michael Nätscher (OV Lohr) – die Brüder sind gemeinsam 1972 in den THW-Ortsverband Lohr eingetreten, in dem sie sich auch heute noch engagieren. Joachim hat unzählige Jugendliche und Teenager für das THW begeistert in seiner kontinuierlichen Aktivität für die Jugend – einer der Höhepunkte war der Sieg beim Bundeswettkampf der THW-Jugend in Münsingen 2004. Seine Liste der Einsätze ist ebenfalls beeindruckend und seine Fähigkeiten und seine Bereitschaft technisches Material zu erhalten wird geschätzt. „Joachim ist für alle kleinen, großen und manchmal unlösbar scheinenden Aufgaben immer zur Stelle und löst sie mit großer Ausdauer, Ruhe und Gelassenheit“ – so die Aussage aus seinem Ortsverband.

Sein Bruder Michael ist national und international ein Begriff. Seine Einsatztätigkeit führte zum Beispiel nach Italien, Frank­reich, Pakistan, auf die Philippinen, nach Bosnien, in den Nord­irak und nach Jordanien. Er war von 2002 bis 2022 Ortsbeauftragter, ist Fachberater und Gastdozent bei Führungslehrgängen am THW-Ausbildungszentrum Hoya.

Rudi Unger (OV Pegnitz) gehört dem THW seit 55 Jahren an, war über 34 Jahre Ortsbeauftragter und dient mit seinem ausdauernden Engagement auch heute noch dem Ortsverband in Einsatzlagen. Er hat einen reichen Erfahrungsschatz. Rudi Unger war der erste örtliche Einsatzleiter in Bayern, der vom THW gestellt worden ist: Praktizierte Integration.

Zu seinen wichtigen Erinnerungen gehört das Engagement seines Ortsverbandes beim Aufbau des THW-OV Kamenz – beginnend 1991. Zitat: “Damals hat sich die Führungsmannschaft eingebracht, heute trägt die Jugend die Kontakte in die Zukunft.“

„Die gute Seele des Ortsverbandes“

Ferdinand Härtl (OV Regensburg) gehört seit 1956 zum THW und ist somit seit 67 Jahren immer präsent und aktiv. Er war bei sämtlichen Donauhochwassern der letzten 65 Jahre im Einsatz. Er ist als „die gute Seele des Regensburger Ortsverbandes“ tituliert worden – nicht zuletzt, weil er überall unterstützt, wo Hilfe gebraucht wird – von der Küche bis zur Ausbildung.

Und er wirkt – nachhaltig – als Fotograf bei Ausbildung, Übung und Einsatz. So ist auch seine langjährige Verbundenheit mit der Redaktion des THW-Journal begründet, die die hohe Qualität seiner Arbeiten dankbar annimmt.

Sigrid Horn (OV Bamberg) verkörperte die mehrfache Zugehörigkeit zum THW. Sie war von 1981 bis 2006 berufliche Mitarbeiterin in der Bundesbehörde und dient ihr bis heute ehrenamtlich.

„Sie ist die Konstante für die Verwaltung des Ortsverbandes Bamberg“ – so die Beurteilung des Ortsbeauftragten Michael Friedrich. Umgänglich, freundlich und hilfsbereit wird sie charakterisiert und sie wünscht sich eine Nachfolgerin für die Verwaltungsverantwortung in der Position der oder des Verwaltungsbeauftragten für ihren Ortsverband.

Rudolf Lindner (OV Kelheim) ist mit seinem Geburtsjahr (1939) der älteste anwesende THW-Senior gewesen, der als Symbol für viele geehrt worden ist.

Seit 1957 gehört Rudolf Lindner zu seinem Ortsverband, den er von 1983 bis 2001 als Ortsbeauftragter geführt hat. Lange Jahre war er auch 1. Vorsitzender im Helferverein. 1997 hat er die höchste Auszeichnung, das Ehrenzeichen des THW, erhalten und die Festrednerin unterstrich, dass er dieses richtig verstanden hat: „Eine Auszeichnung ist die Aufforderung, mindestens ebenso gut weiter zu machen“. Der aktive Ortsbeauftragte, Markus Hofer, beschrieb Rudolf Lindner so: „Er ist die Vaterfigur im Ortsverband“.

Karl Zagelmair (OV München-Mitte) wäre der älteste in der Runde gewesen, konnte aber persönlich nicht anwesend sein. Er ist Jahrgang 1936. Die Ehrung wird ihm in München überreicht.

In seiner Person wird die individuelle Bandbreite der Entscheidung, im THW mitzumachen, deutlich. Er hat sich mit 77 Jahren entschieden, sich dem THW anzuschließen.

Karl Zagelmair ist Funkamateur mit internationalem Rufzeichen und hat sein Wissen und Wirken in die entsprechenden Bereiche des THW eingebracht – bis hin zur Funkausbildung für die Jugend.

Seine Haltung zu „Generationen übergreifend“ ist sehr ausgeprägt und lässt sich mit dem Satz „wenn man nicht miteinander umgeht, kann man kein Verständnis entwickeln“ deutlich machen.

Die Geehrten bekamen, zu der gerahmten Urkunde, einen THW-Rucksack und eine THW- Petroleumlampe Feuerhand.

Engagement von unschätzbarem Wert für die Gesellschaft

Grüße der Stadt und des Landkreises Passau überbrachte die stellvertretende Bürgermeisterin Erika Träger. Sie drückte ihre Wertschätzung für das THW und die in ihm engagierten Menschen aus. Es habe sich herumgesprochen, dass es kein Problem gibt, für welches das THW keine Lösung hätte. Wörtlich sagte sie: „Ihre Einsätze sind die beste Werbung für Ihre Organisation. Ihr Engagement ist von unschätzbarem Wert für die Gesellschaft.“

Der THW-Landesbeauftragte Dr. Fritz Helge Voß merkte an, dass die zwölf ausgewählten Personen mindestens eine von drei Epochen im THW miterlebt haben: angefangen vom „Kalten Krieg“ mit dem THW als die Zivilschutzorganisation des Bundes, über die Zeit danach, als der Zivilschutz nicht mehr so stark im Mittelpunkt stand, als Komponentenmodelle und Katastrophenschutz nach vorne rückten, und nun die neue Epoche mit der Anpassung an die Klimaveränderung, aber auch einem Wiedererstarken des Zivilschutzes.

Die Verbindung über Hindernisse und die Verbindung zwischen den Generationen – beides symbolisierte auch die Bühnenoptik in der Drei-Länder-Halle. Stefan Mühlmann, selbst ein aktiver THW-Mann, hatte die Zielsetzung des Tages eindrucksvoll umgesetzt – bei der Bühnendekoration, den Plakaten und auf den Urkunden, die überreicht wurden. Finanziell unterstützt wurde die „Blaue Stunde an der blauen Donau“ durch die THW-Bundesvereinigung, die bundesweit angeboten hatte, Geld für „Helferfeste“ zur Verfügung zu stellen. „Die blaue Nacht“ war als Titel dafür angeboten.

In Bayern, mit seinen zirka 16.000 THW-Angehörigen wäre das einem Oktoberfest gleichgekommen. Deshalb hat sich die THW-Landesvereinigung für die Symbolik der „Blauen Stunde an der blauen Donau“ entschieden. Die Feier war im Rahmen des Landesjugendlagers Bayern der THW-Jugend (an dem über 1000 Jugendliche teilgenommen haben) eingebettet zwischen dem Landesjugendwettkampf und der Bekanntgabe des diesjährigen Siegers, der Mannschaft aus Pfaffenhofen.

Für die Integration der Blauen Stunde in den Rahmen des Landesjugendlagers bedankte sich Siglinde Schneider-Fuchs bei Landesjugendleiter Martin Högg und allen Unterstützern.

 

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Bei der Veranstaltung „Blaue Stunde an der blauen Donau“ wurde die Generationen-Bandbreite im THW in den Mittelpunkt gestellt. – Foto: Haas
Die Geehrten zusammen mit Passaus Bürgermeisterin Erika Träger (stehend 4. von links), der stellvertretenden Vorsitzenden der Landesvereinigung Siglinde Schneider-Fuchs (2. von rechts) und dem Landesbeauftragten Dr. Fritz Helge Voß (rechts). – Foto: Haas